Hier bekommst du einen kleinen Vorgeschmack auf das erste Abenteuer von
Leocardio & Domec: In "...das Rätsel der blauen Fohlen" entdeckt die 9-jährige Lia eines Morgens ein Polizeiauto vor der Emder Kunsthalle. So wird sie Zeugin eines unglaublichen Verbrechens: Über Nacht sind alle Pferde aus dem berühmten Gemälde "Die blauen Fohlen" verschwunden. Wie kann so etwas geschehen? Welche raffinierten Meisterverbrecher waren hier am Werk? Nachbarmädchen Lia beschließt, aus nächster Nähe mitzuverfolgen, was die Polizei unternimmt. Kommissar Macke und der putzige Wachtmeister Lüpkes haben zwar eine Menge möglicher Erklärungen parat - aber das Bild von Franz Marc (1880-1916) bleibt unverändert. Wird das Original je wieder in die Kunsthalle zurückkehren? Erst als sich die Nachricht von dem sensationellen Verbrechen bis nach Spanien verbreitet, kommt Bewegung in den Fall. Alles beginnt scheinbar harmlos mit einem Traum und einem leuchtenden blauen Licht... Aber lies doch einfach selbst, wie der erste Fall beginnt: Hinterher konnte sich Lia kaum noch erinnern, warum sie schon so früh wachgelegen hatte. Schließlich waren doch Sommerferien, und die Sonne hatte sie jedenfalls nicht an der Nase gekitzelt. Eben noch hatte sie den Tieren des Waldes geholfen, vor den riesigen Baumaschinen auszureißen, als plötzlich ein blaues Licht erschienen war. Jetzt fiel es Lia wieder ein. Das Licht begann sich streifenförmig vor ihren Augen zu bewegen, dann rissen quietschende Autoreifen und das Trommeln von schnellen Schuhsohlen sie unvermittelt aus ihrer Traumwelt. Die Geräusche und das Blaulicht kamen von nebenan, aus dem Innenhof. Ein Polizeiwagen! Lia musste sich die Augen reiben. Sie war zwar noch ganz schlaftrunken, stand inzwischen aber am Fenster ihres Zimmers. Nein, sie träumte nicht mehr! Sie blinzelte zum katzenförmigen Wecker rüber. Eindeutig: sechs Uhr morgens! Und auch das Auto mit seinen blau blinkenden Leuchten konnte sie deutlich erkennen. Ansonsten war keine Menschenseele zu sehen. Die Häuserreihe, in der auch Lias Zuhause stand, grenzte durch einen Innenhof an ein bekanntes Museum. Von ihrem Zimmer aus konnte Lia den Eingang der Museumsmitarbeiter täglich beobachten. Aber ein Polizeiauto war hier noch nie vorgefahren. Das war ja `mal eine Neuigkeit! Polizei und Kunsthalle, wie passte das zusammen? Da musste sie doch gleich mal draußen nachsehen. Mami und Paps schliefen sicher noch. Im Nu war Lia angezogen und leise durch die Haustür entwischt. Dagegen konnte Mami doch nichts haben? Schließlich ging sie nur in den Innenhof, und außerdem war ja auch die Polizei vor Ort. Also bestand keine Gefahr. Aber Lia merkte schnell, dass hier niemand wirklich auf sie aufpasste. Die Tür zum Museum war nicht verschlossen, und im leeren Überwachungsraum flimmerten nur die Bildschirme. Sie war ganz allein. Wie unheimlich! Als sie sich den Bildschirmen zuwandte, konnte Lia auf einem von ihnen beobachten, wie mehrere Menschen ihre Schritte abbremsten und vor einem Gemälde zum Stehen kamen. Sie erkannte uniformierte Polizisten, zwei Museumswärter und mehrere Damen und Herren in vornehmer Kleidung, die jetzt wild aufeinander einredeten. Lia versuchte sich auf das Gemälde zu konzentrieren, das auf dem kleinen Schwarzweiß-Fernseher kaum zu erkennen war. Irgendwie erinnerte es sie an das Fohlengemälde, das sie aus der Malschule und von den Plakaten kannte, die überall in der Stadt aushingen. Aber irgendwie sah das Bild heute anders aus. Da waren doch viel zu viele weiße Flächen! Noch bevor Lia sich die Frage beantwortet hatte, ob sie sich weiter vorwagen durfte, hatte die Neugierde ihre Beine schon in Bewegung gesetzt. Sie lief eine ganze Weile, bis die Stimmen deutlicher wurden und sie die Szene auch in Farbe sehen konnte. Hinter einer Treppenbrüstung versteckt, konnte Lia alles genau mitverfolgen. Und sofort wusste sie, was hier Unglaubliches geschehen war. Aus dem berühmten Bild Die Blauen Fohlen waren über Nacht alle drei Fohlen verschwunden. Und da, wo sich die blauen Tiere im Bild befunden hatten, war die Leinwand nun schneeweiß! "Das ist eine einzige Katastrophe! Wie soll ich das bloß unserem Publikum erklären?", hörte sie jetzt den aufgeregten Museumsdirektor sagen. "Sie sind einfach so verschwunden - und wir haben weder Abschiedsbrief noch Erpresserschreiben erhalten." "Wieso Abschiedsbrief?", wunderte sich einer der Polizisten. "Seit wann können Ponys denn schreiben?" "Sabbel halten, Lüpkes!", fauchte sein bärtiger Kollege ihn an. "Es handelt sich hier um junge Pferde, um Pferdekinder, und nicht um Zwergpferde oder Ponys. Notieren Sie lieber, was der Herr Direktor sagt, und passen Sie auf, dass Sie nicht bald selber Briefe bekommen, und zwar blaue!"
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