Band 2: Japanische Brücke

Hier bekommst du einen kleinen Vorgeschmack auf das zweite Abenteuer von Leocardio & Domec:

In "...das Rätsel der japanischen Brücke" treibt ein unheimliches Phantom sein Unwesen. Nicht nur im Kunsthaus in Zürich (in der Schweiz), sondern auch in vielen anderen Museen, die von dem geheimnisvollen Schatten heimgesucht werden. Leocardio & Domec haben sofort begriffen, dass man keine Sekunde verlieren darf.
Doch was bezweckt die dunkle Gestalt? Und warum sind es immer nur die Bilder eines Künstlers, die das Phantom durch merkwürdige Buchstabenfolgen und die rätselhafte Anordnung alltäglicher Gegenstände umzingelt?
Alles scheint sich von Anfang an um den französischen Maler Claude Monet (1840-1926) und seine Kunst zu drehen. Leocardio & Domec erfahren, dass Monet nicht nur ein berühmter Künstler war, sondern auch ein bedeutender Gartenarchitekt. Unweit seines Hauses in Giverny plante und erschuf Monet einen wunderbaren Doppelgarten, in dem sich auch eine geheimnisvolle Fußgängerbrücke befindet, die immer mehr in das Zentrum ihrer Ermittlungen rückt...


Der zehnjährige Flo ist immer an ihrer Seite, weil er ein guter Beobachter ist und die merkwürdigen Buchstaben als Erster entdeckt hat. Alles beginnt scheinbar harmlos mit einem plötzlichen Sommergewitter...

Aber lies doch einfach selbst, wie der zweite Fall beginnt:
Das Gewitter kam mit überraschender Macht und war für Flo doch erst der Anfang eines viel größeren Abenteuers. Dabei hätte dieser Sommernachmittag nicht schöner beginnen können. Gleich nach dem Mittagessen war Flo mit dem Bus in die Stadt gefahren. Seine Freunde Niki, Rene und Guido hatten schon am Limmatplatz auf ihn gewartet. Und zusammen waren sie zum Flussbad aufgebrochen. Herrliche Stunden und himmlische Badefreuden lagen nun vor ihnen. Sie waren um die Wette geschwommen, hatten sich im Wasserball versucht und sich schließlich mit den Mädchen der Parallelklasse eine grandiose Wasserschlacht geliefert.
Leider war der Bademeister darüber richtig böse geworden und hatte ihnen für den restlichen Tag das Baden strikt verboten. "Uns doch egal", hatten die Freunde frech gerufen, als sie tropfnass aus dem Wasser klettern mussten. Dennoch langweilten und schämten sie sich anschließend nicht wenig, und einer nach dem anderen hatte sich innerhalb der nächsten halben Stunde verdrückt. Gegen halb vier hatte sich auch Flo wieder auf den Weg gemacht. Zu Fuß war er durch die Straßen Zürichs getrödelt immer in Richtung Heimplatz, wo seine Mutter die Kasse des Kunsthauses betreute und ihn erst für fünf Uhr erwartete. Vielleicht würden sie nach der Arbeit ja noch ein Eis zusammen essen. Nur für den Fall, dass Mutti nicht vorher von der Oberpetze Cecilie herausbekommen hatte, was er und seine Freunde im Freibad wieder mit den Mädchen angerichtet hatten.
Aber all diese Befürchtungen waren plötzlich vergessen gewesen. Als er aus dem Reisebüro wieder auf den Gehweg trat, hatte sich der Himmel mit fliegender Hast verdüstert. Das Wetter, das Licht und die Stimmung der ganzen Straße schienen plötzlich wie verwandelt. Eigentlich hatte er nur kurz ein Reiseprospekt abgeholt. Keine drei Minuten also, und die Sonne war einfach von den tiefgrauen Wolken überrumpelt worden. Wo eben noch die hellen, leuchtenden Sommerfarben regierten, herrschte jetzt ein gespenstisches Dunkel. Flo hörte schon das leise Donnern der mächtigen Wolkenberge und ahnte die großen Regentropfen, die bald auf die Erde prasseln würden. Der Weg zum Kunsthaus war zum Glück nicht mehr weit, und so versuchte er kurz entschlossen, einfach zu rennen. Als er vom Seilergraben in die Heimstraße bog, spürte er die ersten Regentropfen. Puh, nur noch ein kurzes Stück und er hatte es geschafft. Es blitzte und donnerte und der Regen wurde immer heftiger.
Halb nass und halb außer Atem erreichte er schließlich den Eingang des Museums. Mami war heilfroh, als sie ihn wohlbehalten in ihre Arme schließen konnte. Jetzt klappte es ganz bestimmt mit dem Eis. Na ja, wenn er bei dem Regenwetter darauf überhaupt noch Lust behielt.
"Wir haben noch eine halbe Stunde geöffnet, Flo, und dann muss ich auch noch das Geld in der Kasse kontrollieren, wie jeden Abend" gab seine Mutter warmherzig zu bedenken. "Vielleicht magst du noch ein wenig durch die Sammlung gehen, nach draußen kannst du jetzt eh nicht mehr zurück."
"Ich weiß", antwortete Flo ganz erwachsen, "ist auch viel zu gefährlich, und das Kunsthaus hat wenigstens einen Blitzableiter am Dach." Und vielleicht, dachte er bei sich, hat ja der nette Herr Blickli ein Lakritz für mich in der Tasche oder er kann mir wieder über einen der vielen Künstler erzählen. Dann wird es bestimmt etwas spannender bei meinem Kunstspaziergang, denn die meisten Bilder hab ich mindestens schon tausend Mal gesehen! Was er dann aber erblickte, war für ihn und selbst für diesen Ort völlig neu.

Die Ausstellungssäle waren fast menschenleer um diese Zeit und nur aus der Ferne hörte er das Flüstern leiser Stimmen. Deshalb erschrak Flo auch augenblicklich, als er einen riesenhaften Schatten vorüberhuschen sah. Nur für den Bruchteil einer Sekunde konnten seine Augen die Gestalt festhalten; dann war sie um die nächste Biegung verschwunden. Und als Flo dem Gespinst hinterher eilte, war das lautlose Wesen wie vom Erdboden verschluckt.

Stattdessen machte er eine neue, unglaubliche Entdeckung. Mitten im nächsten Ausstellungssaal, da wo die Bilder von Claude Monet hingen, lag Herr Blickli ausgestreckt auf dem Fußboden. So als ob er schliefe oder bewusstlos wäre, oder vielleicht sogar... Flo mochte den Gedanken nicht weiterdenken. Um Himmels Willen, was war hier geschehen, und was hatte die huschende Gestalt damit zu tun?
Flo rannte zu Herrn Blickli und ließ sich auf die Knie fallen. Er rüttelte an dessen Schulter und fragte den Wärter aufgeregt: "Hallo, Herr Blickli, können Sie mich hören? Hallo?" Doch der Wärter gab keine Antwort. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, aber Flo spürte erleichtert, dass sein Freund noch atmete. Das war ein gutes Zeichen! Flo wollte sich gerade wieder aufmachen, um an der Kasse Bescheid zu sagen, als er plötzlich die Buchstaben und die Leiter entdeckte.
Überall neben den Bildern Monets waren mit schwarzer Farbe Zeichen auf die Wand geschrieben worden und in der Ecke des Raumes stand eine große Trittleiter, an der ein aufgeklappter Regenschirm befestigt war. (...) Aber was stand denn nun links und rechts neben dem Bild Getreideschober im Sonnenlicht zu lesen, das Monet 1891 gemalt hatte? Flo musste sich konzentrieren. Dann entzifferte er neben dem Rahmen die Laute Ho und Hi, und er erkannte die Buchstabenkombinationen auch neben den anderen Bildern von Monet.

Wie es weitergeht?
Das erfährst du im zweiten Band von Leocardio und Domec:


Leocardio & Domec und das Rätsel der japanischen Brücke

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