Hier bekommst du einen kleinen Vorgeschmack auf das vierte Abenteuer von Leocardio & Domec:
In "...das Rätsel des doppelten Luciano" wollen die Hobby-Detektive "Henry & Henri" eigentlich nur einen gestohlenen Roller wieder finden. Plötzlich jedoch geistert der Roller-Dieb als Doppelgänger durch die Bremer Innenstadt. Als weitere dubiose Gestalten, ein geheimnisvoller Schlüssel und ein riesiges Bild der Doppelgänger auftauchen, ist das Verwirrspiel perfekt! Nur gut, dass sich auch die wackeren Kunstdetektive Leocardio & Domec in der Weserstadt aufhalten. Begleitet von ihrem vorwitzigen Hündchen Saavi beginnen sie gleich mit den Ermittlungen... Was hat es mit dem geheimnisvollen Schließfachschlüssel auf sich? Warum gibt es zwei lebende Lucianos und einen gemalten, der ihnen zum Verwechseln ähnlich sieht? Warum weint der eine Luciano und wie können ihm die Detektive helfen? Fragen über Fragen. Alles scheint sich diesmal um den Schweizer Maler und Holzschneider Franz Gertsch (* 1930) und seine Kunst zu drehen. Wie schafft es der Künstler, Bilder zu gestalten, die wie riesenhafte Fotos aussehen? Und wie ist es möglich, dass seine Bilder Gegensätze verbinden, so wie: lebendig und tot und täuschend echt und traumhaft abstrakt? Die Detektive "Henry & Henri" können diese Fragen bald beantworten und unterscheiden, welcher Luciano es echt und welcher Luciano es schlecht mit ihnen meint. Aber lies doch einfach selbst, wie der vierte Fall beginnt: "Ich hab ihn verloren. Menno ! ", tönte es aus dem kleinen Lautsprecher. Dann folgte ein Knacken und das Funkgerät verstummte. "Na, prima", raunte Henry beleidigt ins Mikrofon. "Ich dachte, wir wären das perfekte Detektivbüro! Henry & Henri. Einmal mit y und einmal mit i. Erst gestern eröffnet und schon die erste Pleite! Aber wo steckst du überhaupt? Caligula an Nachtgespenst: bitte melden!" Wieder ein Knacken und dann die aufgeregte Stimme von Henri: "Das ist ja wieder typisch, jetzt bin ich es schuld! Dabei hast du das Detektivbüro doch selbst erfunden - und das nur, weil der unverschämte Kerl dir den Roller geklaut hat!" "Schon gut!", antwortete Henry, um Henri zu beruhigen. Und um sein messerscharfes detektivisches Vorgehen unter Beweis zu stellen, fuhr er fort: "So kommen wir nicht weiter! Wo, sagtest du, hast du den Mann im schwarzen Pulli verloren? Caligula an Nachtgespenst, bitte genaue Position durchgeben!" "Na, bitte!", dachte Henri, "wird mein Herr Bruder endlich wieder vernünftig." Henri sah sich genau um und antwortete dann ins Funkgerät: "Wir sind beim Bahnhof los, dann Richtung Weserbrücke. Aber verloren habe ich ihn schon hier, kurz vor den Wallanlagen. Keine Ahnung, ob er dann in Richtung Bürgermeister-Smidt-Straße weiter ist oder zu den Bremer Stadtmusikanten. Du weißt schon, ich meine in Richtung Böttcherstraße und Rathaus. Den Roller habe ich nicht gesehen, aber er hatte wieder so ein Päckchen dabei und hat sich dauernd nach allen Seiten umgesehen. Vielleicht hat er ja gemerkt, dass ich ihn verfolge. - Das Nachtgespenst hat gesprochen!" "Alles klar, Nachtgespenst, dann komme ich jetzt zu dir. Wir treffen uns in zehn Minuten. Auf dem Platz vor dem Hotel - so wie gestern! Caligula - Ende", antwortete Henry verschwörerisch. "Okay", erwiderte Detektiv Nummer 2, "dann kann ich mich ja noch mal umgucken oder auf dem Skateboard ein paar Runden drehen! Nachtgespenst - Ende." Unweit von Henri, dafür aber ein paar Stockwerke über der Erde, durchblätterte gerade ein weißhaariger Mann mit einer vorzüglichen Hakennase die Tageszeitung der Stadt. Er war eher gelangweilt, obwohl er noch gestern mit seinen beiden Begleitern, Leocardio & Saavi, einen weiteren spektakulären Fall aufgeklärt hatte. Man muss sich das mal vorstellen! Der große Dichter Johann Wolfgang von Goethe, der zusammen mit dem nicht weniger großen Dichter Friedrich von Schiller in Bronze gegossen auf einem Sockel vor dem Deutschen Nationaltheater in Weimar stand, war von heute auf morgen in die Knie gesackt und hatte bittere Tränen vergossen. Sie waren einfach über sein Gesicht gelaufen, und keiner wusste, warum. Als schließlich auch noch ein gewisser Herr Werther auftauchte - in einem Kostüm aus dem 18. Jahrhundert, allen Frauen liebenswerte Worte nachrief und quietschfidel durch die Straßen streifte, wollten die Tränen des Dichters gar kein Ende mehr nehmen. Plastik-Eimer wurden bei dem Standbild aufgestellt, um das viele Tränenwasser zu sammeln und zu verhindern, dass sich der gesamte Platz in ein Freibad verwandelte. Erst als nach drei Tagen die verrückten spanischen Kunstdetektive angereist waren, kam man dem Geheimnis langsam auf die Spur. Denn der kleine Saavi war so umweltbewusst, oder sagen wir besser verfressen, dass er all die Bonbon-Papiere aufspürte und abschlabberte, die der junge Herr Werther in den Gassen achtlos wegwarf. (...) Auf dem Heimweg waren die Detektive nun in dem Bremer Hotel untergekommen. Herr Domec lief gerade grün an und begann am ganzen Körper zu schlottern, als er eine Sondermeldung aus Frankreich entdeckte. "Meisterverbrecher auf der Flucht", stand da schwarz auf weiß zu lesen. Und dann der Name dieses Meisterverbrechers, den er nur zu gut kannte und der sich jetzt von innen in seine Augen und sein Gehirn bohrte: "Professor Doktor Doktor Doktor Maladin van Artis"! Maladin, das übermächtige Schreckgespenst für all jene, die Bilder und Bücher liebten. Knapp drei Jahre hatten ihn die Gitterstäbe eines Spezialgefängnisses von neuen Missetaten abgehalten. Was mochte dieses Genie nun wieder aushecken - und vor allem wo? Bei dem Gedanken an Maladin wurde dem alten Domec ganz schwindelig und speiübel zugleich. Auch der kleine Saavi, der gedankenvoll vor einem stibitzten Taschenspiegel saß, machte sich direkt Sorgen. Dabei wollte er doch eigentlich viel lieber seinen Doppelgänger beobachten. Die rechte Hand an die Stirn gepresst, in der linken Hand die flatterige Zeitung, sprang der alte Domec aus seinem Sessel auf und eilte durch die Hotelflure. Leocardio hatte ihn gerade noch erspäht und ahnte, dass etwas unheimlich schieflaufen musste. Saavi heftete sich schon an die rastlosen Schritte seines Herrchens und bald gelangten er und der schwindelnde Meisterdetektiv ins Freie. Auch dem kleinen Saavi wurde auf dem freien Platz vor dem Hotel schlagartig schwindelig, aber nicht nur im Kopf, auch um sein kleines Herz herum. Denn im nah gelegenen Park erkannte er ein entzückendes Terrier-Weibchen und zeitgleich das Skateboard von Henri. Könnt ihr euch denken, was dann geschah? Logisch, der kleine Racker hatte im Nu den alten Domec vergessen, sprang rüber zu Henri und wollte das Skateboard kapern, um der Hundedame mal ordentlich zu imponieren! So weit, so gut. Das Dumme war nur, dass Herr Domec und Henri noch dazwischenkamen und nun vollends aus dem Gleichgewicht gerieten, als sie gleichzeitig auf das Rollbrett traten. Es kam, wie es kommen musste: Mit einem großen Aufschrei wurden beide von den Füßen gerissen und fielen in einer großen Staubwolke zu Boden.
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